Fed vor zinssitzung in der zwickmühle

London, 15. Dezember 2015: Die jüngsten Konjunkturdaten lassen die für Mittwoch, den 16. Dezember anstehende Entscheidung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank weniger eindeutig erscheinen, als der Markt vorwegzunehmen scheint. Zu dieser Einschätzung kommt Source, einer der größten Anbieter von Exchange Traded Funds (ETFs) in Europa. Insbesondere die enttäuschenden Ergebnisse der jüngsten ISM-Umfrage im verarbeitenden Gewerbe würden normalerweise auf eine Lockerung der Geldpolitik hindeuten, ganz im Gegensatz zur aktuell am Markt erwarteten Zinsanhebung. Schätzungen von Bloomberg zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit einer Entscheidung für eine Zinsanhebung beim Dezembertreffen bei rund 80 %.

In seiner wöchentlichen Mitteilung an Anleger erklärte Paul Jackson, Head of Multi-Asset Research bei Source, dass er trotz des Rückgangs des ISM-Einkaufsmanagerindex weiterhin von einer Zinsanhebung ausgeht, wahrscheinlich um 25 Basispunkte. Unter der Maßgabe, dass der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ein falsches Bild zeichnet (da sich andere Wirtschaftssektoren besser entwickeln), geht Jackson davon aus, dass die Fed im Jahr 2016 weitere drei Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte folgen lassen wird.

Betrachtet man die durchschnittlichen annualisierten Gesamtrenditen von auf USD lautenden Anlagen während der vorherigen Zinsstraffungsphasen der Fed1 so wird klar, dass diverse Anlageklassen in solchen Zeiten eine positive Wertentwicklung verzeichnen konnten. Diese lag für globale Aktien beispielsweise bei rund 10 %, für Schwellenmarktaktien bei 12 % und für Rohstoffe bei 18 % (siehe Tabelle unten). Nach Angaben von Source betrachten die Anleger Zinserhöhungen der Fed in der Regel als Bestätigung der Stärke einer von der US-Konjunktur ausgehenden Erholung.

Durchschnittliche annualisierte Renditen während früherer Straffungszyklen der Fed (in USD)2

Globale Aktien

9,6 %

Globale Staatsanleihen

4,0 %

Globale Unternehmensanleihen

2,7 %

Globale Hochzinsanleihen

2,9 %

Aktien der Schwellenmärkte

11,9 %

Staatsanleihen der Schwellenmärkte

4,8 %

Rohstoffe

18,0 %

USD-Index

2,2 %

Die historische Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.

Paul Jackson, Managing Director, Head of Multi-Asset Research bei Source, erklärte weiter: „Unseren Analysen zufolge haben die Anleger seit Mitte der 1930er Jahre nur in zwei von 16 Zinserhöhungszyklen mit dem S&P500 Geld verloren. Es ist daher wichtig, Fehleinschätzungen dahingehend richtig zu stellen, dass ein Zinsschritt nicht notwendigerweise eine schlechte Nachricht für die Märkte ist und dass die Volatilität in derartigen Zyklen nicht unbedingt ansteigt. Unsere Analysen zeigen, dass die Marktrenditen in derartigen Phasen der geldpolitischen Straffung positiv sind und die Volatilität über diverse Anlageklassen und Indizes hinweg abnimmt.“

Natürlich ist hierbei das Gesamtbild zu beachten. Jackson legt nahe, dass die Schwäche des verarbeitenden Gewerbes in einer Zeit, in der die Fed eine extrem lockere Geldpolitik verfolgt, Anlass zur Sorge geben muss (er weist darauf hin, dass die Fed die Zinssätze seit 2008 auf historisch niedrigem Niveau hält und ihre Politik unter Berücksichtigung der quantitativen Lockerung3 insgesamt einer Zinssenkung von 5 % entspricht4). Bestenfalls wird die Fed nur in ihrem Tempo eingeschränkt, mit dem sie die Zinsen erhöhen kann. Im schlimmsten Fall muss die Bank die Zinsschritte relativ schnell wieder zurücknehmen und dann die Frage beantworten, was als Nächstes getan werden kann, um die Konjunktur anzukurbeln.

Zum Vergleich: Die sechs letzten geldpolitischen Straffungsphasen der Fed dauerten durchschnittlich 13,7 Monate, und die durchschnittliche Zinserhöhung betrug 281 Basispunkte5 (21 Basispunkte pro Monat). Source geht davon aus, dass der bevorstehende Zinszyklus angesichts des relativ gesehen stärkeren Gegenwinds langsamer verlaufen und länger anhalten könnte und prognostiziert Zinsanhebungen um 25 Basispunkte pro Quartal über mehrere Jahre in Abhängigkeit von der Inflationsrate.

Source UK Services Limited ist von der Financial Conduct Authority im Vereinigten Königreich zugelassen und reguliert.

Phasen, in denen die US-Notenbank die Zinsen erhöht

Quelle: MSCI, Bank of America Merrill Lynch, JP Morgan, S&P GSCI, Datastream und Source Multi-Asset Research

Wertpapierkäufe durch eine Zentralbank, hier durch die US-Notenbank

Ben Bernanke, früherer Vorsitzender der Fed, gab an, dass eine Zinssenkung um 25 Basispunkte Wertpapierkäufen im Wert von 150–200 Mrd. USD entspricht.

Ein Basispunkt entspricht 0,01 %.